Das K Desktop Environment

6.2. Das Multiple Document Interface (MDI)

Da der letzte Abschnitt das Document View Modell beschrieben hat, können Sie sicher erraten, was MDI bedeutet. Benutzer die von anderen Plattformen als Unix/Linux kommen, sowie die Programmierer, die für diese Plattformen entwickeln, sind daran gewöhnt. Da X-Window Applikationen traditionell mehr auf Funktionalität und Stabilität abzielen, sind Unix Anwender an einzelne Fenster gewöhnt, die Funktionalität bieten, weshalb oft nicht einmal das Document View Modell benötigt wird, um Anwendungen zu erstellen. Mit Qt als Multi-Plattform Werkzeug, haben Entwickler sogar noch mehr Auswahl- die Entwicklung für sowohl Unix, als auch MS Windows(tm). Auf Windows sind Applikationen, die sogenannte Kind Fenster verwalten können zu einer Art Standard geworden und die Qt 2.1 Bibliothek zielt darauf ab, daß auch Unix Benutzer von dieser Architektur profitieren können.

Was ist nun die Bedeutung von MDI? Eine MDI Applikation hat das gleiche Konzept, wie eine gewöhnliche Anwendung, die, wie oben beschrieben, eine Anwendungsinstanz und ein Hauptfenster hat. Der Ansichtsbereich macht nun den Unterschied: Sie verwenden nicht direkt eine Ansicht, die Daten repräsentiert und Interaktion zur Manipulation der Daten bereitstellt, sondern eine Ansicht, die andere Fenster verwaltet, die wie top-level Fenster aussehen. Diese Fenster repräsentieren nun den ehemaligen Ansichtsbereich und der Hauptunterschied ist, daß die Interaktionskette sich von

 Applikations Instanz -> Hauptfenster -> Ansicht
 
 nach
 
 Applikations Instanz -> Hauptfenster -> Ansicht -> Aktives Kind Fenster
ändert.

Die Ansicht beherrscht nun verschiedene Aktionen:

Nun, Sie können komplette Widgets wie QMultiLineEdit als Kindfenster für Anwendungen verwenden, die nur ein Fenster bereitstellen, und jedes Fenster ist für seine eigenen Daten verantwortlich. Dies könnte als Multiple Document Interface beschrieben werden, wobei jedes Fenster wie ein einzelnes Dokument ist. Die Anwendung verwaltet dann die üblichen Aktionen, wie Bereitstellen von Methoden zur Interaktion, wie Ausschneiden und Kopieren. Die Erweiterung dieses Konzepts um das Document View Modell, verbessert die Möglichkeiten bei weitem: stellen Sie sich vor, daß Sie innerhalb des Haupfensters so viele Fenster öffnen können wie Sie wollen und das ein Kindfenster, die neue Ansicht eines Dokuments sein kann, das bereits in einem anderen Kindfenster gezeigt wird. Die Verwaltung hierfür macht die schon beschriebene Aufteilung in das drei Objekte Modell nötig, aber limitiert weder die Anzahl der tatsächlichen Instanzen, noch die der Ansichten.

Glücklicherweise enthält Qt 2.1 die Möglichkeit solche Anwendungen zu schreiben und KDevelop bietet Ihnen die entsprechenden Anwendungsschablonen für beides, sowohl nur-Qt Programme als auch KDE 2 Programme mit denselben Interface Methoden; Sie können also beide Typen adequat erstellen. Die Verwendung des KDE 2 Interfaces bietet Ihnen sogar noch mehr Möglichkeiten durch Bibliotheksfunktionen sowie Interprozesskommunikation, dies sind jedoch spezielle Aspekte die durch separate Einführungen abgedeckt werden müssen.

Sie sind nun vorbereitet der Entwicklung für KDE 2 zu folgen.Lesen Sie einfach das nächste Kapitel, um einen ersten Einblick in die Funktionalität zu erhalten, die bereits von KDevelop zur Verfügung gestellt wird, wenn sie Anwendungen erstellen. Dort werden wir das Framework für unsere Beispielanwendung KScribble generieren und die praktischen Aspekte der Programmierung von MDI Applikationen beschreiben.