GSview und Scribus

GSview und Scribus

Teile dieses Kapitels verdanken wir Russell Lang, dem Autor und Betreuer von GSview, Epstool und Ghostscript. Durch seine Tips und sein geduldiges Beantworten meiner Fragen bezüglich GSview und Ghostscript ist es dem Scribus-Team möglich geworden, einige der fortschrittlicheren Möglichkeiten und Funktionen von Ghostscript in Scribus zu verwenden.

Vor allem, davon bin jedenfalls ich überzeugt, stellt es einen außergewöhnlichen Ersatz für GhostView (gv) und dessen Derivate dar. Darüber hinaus ist es als PDF-Betrachter für Druckzwecke zuverlässiger und stabiler als jeder andere quelloffene PDF-Betrachter. Zwar ist der Adobe Reader® nach meiner Erfahrung manchmal der bessere reine PDF-Betrachter, doch erachte ich GSview als eines der wichtigsten Werkzeuge für jeden, der mit Scribus arbeitet. GSview besitzt eine Reihe außerordentlich nützlicher Möglichkeiten und Funktionen. Wer es nicht kennt, sollte wissen, daß GSview eine praktische Bedienoberfläche (Front-End) bietet, einerseits für Ghostscript – andererseits auch für pstoedit, um Bitmap-Grafik in Vektordateien zu konvertieren. Für jene, die aus der Windows/Mac-Welt kommen, hat es außerdem die Funktionalität des Distillers (mit grafischer Oberfläche) für solche Programme, die selbst kein PDF-Format exportieren können.

Als zweites vergewissern Sie sich bitte, daß Sie über die neueste Version 4.8 (oder höher) verfügen. (GSview ist eine Portierung aus der Windows-Welt, wo das Programm seit Version 4.x ganz ausgezeichnet funktioniert.)

Drittens: Damit GSview rchtig funktionieren kann, müssen die Pfadeinträge zu den Font-Verzeichnissen in den GSview-Einstellungen korrekt sein. Hierzu später mehr.

Für den Einsatz mit Scribus besitzt GSview folgende Funktionen und Möglichkeiten:

Ich selbst benutze GSview beispielsweise mit Scribus, um EPS-Dateien zu untersuchen/reparieren, die innerhalb Scribus unsauber dargestellt sind. Zwar sind heute viele Anwendungen in der Lage, das EPS-Format zu erzeugen, doch speichern manche eigene Besonderheiten in der EPS-Datei, die dann Probleme bereiten können, wenn andere Applikationen (wie Scribus) damit umgehen.

Wenn Sie also Schwierigkeiten damit haben, ein EPS- oder PDF-Dokument mit Scribus zu benutzen, dann öffnen Sie es mit GSview. Danach können Sie mittels Tastenkürzel M die entsprechenden Meldungen von Ghostscript anzeigen lassen. Die Meldungen zeigen gegebenenfalls Probleme an, die Störungen bei der Bildschrirm- oder Druckausgabe verursachen. Außerdem können Sie das "Gerät" epswrite einsetzen, um die EPS-Datei neu zu speichern, wodurch Fehler möglicherweise getilgt oder beseitigt werden.

Sie können ein EPS-Bild auch rastern, indem Sie es nach PNG oder TIFF konvertieren und dann die Größe ändern, die Farben anpassen usw., und zwar mit Bildbearbeitungssoftware wie GIMP oder Adobe Photoshop. Ich habe das mit einer problematischen EPS-Datei gemacht und sie in eine 600dpi PNG-Datei umgewandelt, die sich danach einwandfrei mit Scribus anzeigen und drucken ließ. Beim Umgang mit Bildern im DTP-Seitenlayout gibt es manchmal verschiedene Wege, wie eine Aufgabe zu lösen ist – in meinem Beispiel war es eine komplexe EPS-Datei, die von Illustrator kam, um mit Scribus sauber angezeigt und gedruckt zu werden. Die Ursache dafür, daß die EPS-Datei ein Anzeigeproblem hatte, war nicht ein Fehler in Scribus, sondern irgendeine Postscript-Information in dieser Datei, , die nicht dem Standard entsprach. Indem ich Ghostscript als Backend für GSview benutzte, konnte ich sie entfernen und die Datei anschließend mit Scribus einwandfrei anzeigen konnte.

Anmerkung: GSview verwendet die mehrfach genutzte Bibliothekendatei libgs.so um auf Ghostscript zuzugreifen. Doch sind nicht alle Linux-Distributionen damit ausgestattet, weshalb hier einige Tips Anwendung finden, wie sich Ghostscript mit einer Parallelinstallation kompilieren läßt.

Wie bekomme ich GSview?

Nicht alle Linux-Distributionen beinhalten GSview. Falls es sich jedoch um ein RPM-basiertes System handelt, reicht bereits ein simpler "rpm"-Zeilenbefehl, und schon ist das Paket nachinstalliert. Auch wenn Sie GSview als TAR-Archivdatei (Tarball) bekommen, ist schon eine Konfigurationsdatei dabei. Der simple Befehl

rpmbuild -tb ./gsview-4.7.tar.gz

bringt die Sache ans Laufen. Für Windows gibt es das herkömmliche Installationsprogramm setup.exe. Leider gibt es das noch nicht für MacOSX-Systeme.

GSview ist seit etwa der Version 4.3 meiner Erfahrung nach zusammen mit dem Adobe Reader der verläßlichste und vielseitigste PDF-Betrachter – unter Linux. Für DTP-Arbeiten mit Scribus halte ich es für unerläßlich.

Wenn Sie nun weitergehende Tips für GSview und Ghostscript haben möchten, finden Sie diese unter: Weiterführende Ghostscript- und GSview-Hinweise. Detaillierte Tips zur Einrichtung von Ghostscript und wie Sie all Ihre Schriftarten wiederfinden, bekommen Sie unter: Tips zu Ghostscript-Schriftarten.