Farbmanagement mit Scribus. Eine Einführung, Teil 2

Farbmanagement mit Scribus. Eine Einführung, Teil 2

Um eine gute Farbvorschau zu erhalten, müssen die folgenden Schritte ausgeführt werden:

Die Eingabegeräte (Scanner, Digitalkameras etc.) müssen präzise kalibriert sein. Genaueres finden Sie unter "Linux-Farbwerkzeuge". Am allerwichtigsten ist jedoch ein präzise kalibrierter Monitor und dessen Farbprofil.

Ein erster Vorschlag ist, sich von allzu viel Bildschirmschmuck zu verabschieden. Vielleicht schätzen Sie einen Desktop mit allerlei Schickschnack, und zweifellos sind KDE und Gnome großartige Umgebungen. Scribus mag es jedoch schlicht – keine Animationen, keine ausgefallenen Grafiken. Für die besten Ergebnisse bei der Kalibrierung wählen Sie als Farbe Ihres Desktops am besten ein neutrales Grau oder eine helle Farbe ohne Verlauf oder aufwendige Hintergründe. Dies erlaubt Ihrem Auge, die Farbbalance von Bildern besser zu beurteilen. Das gleiche gilt für GIMP und andere Grafikprogramme. Wenn ich Monitore für Photoshop mit (teurer) Hardware kalibriere, ist dies immer der erste Schritt. Unser Ziel ist es, so genau wie möglich die später gedruckte Farbe zu imitieren.

Kalibrierung bedeutet, den Monitor in einen bestimmten Zustand zu versetzen. Die meisten Monitore benutzen standardmäßig eine Farbtemperatur von 9300 k oder Kelvin, was für genaue Farbwiedergabe zu "kalt" oder bläulich ist. Für Ihren Monitor schlage ich 6500 k als Ausgangspunkt vor, was ziemlich genau dem natürlichen Sonnenlicht entspricht. Zunächst werden Sie den Eindruck haben, daß Ihr Monitor einen Gelbstich hat, aber Ihre Augen werden sich schnell anpassen. 9300 k, die Voreinstellung der meisten Monitore, ist eine gute Einstellung, wenn Sie mit einer Textverarbeitung arbeiten, aber die Farben wirken ausgewaschen und sie werden weniger ausgewogen dargestellt, wenn Weiß einen Blaustich hat.

Jeder Arbeitsfarbraum basiert auf bestimmten Einstellungen Ihres Monitors. Gamma und Farbtemperatur Ihres Monitors sollten den Spezifikationen des Arbeitsfarbraums entsprechen. Adobe® RGB und Bruce RGB legen beispielsweise 6500 k und einen Gammawert von 2,2, was für Monitore an Intel-basierten PCs recht verbreitet ist und auch die Empfehlung für Anwender darstellt, die farbkritische Bilder bearbeiten.

Es ist wichtig, das CMYK-Zielgerät (den Drucker) richtig anzusprechen, indem man ein Profil verwendet, das für die Papersorte und das Ausgabegerät geeignet ist. Druckerprofile hängen sehr stark vom Ausgabemedium ab. Zeitungspapier und andere ungestrichene Papiersorten haben eine gräuliche Farbe, so daß ihr "Gamut" (der Farbumfang) kleiner ist. Darauf lassen sich nicht so prächtige Farben drucken wie auf gestrichenes Papier oder gar Fotopapier. Ein einzelner Drucker kann ohne weiteres ein Dutzend oder mehr Profile im Einsatz haben, und das nur wegen Unterschieden in der Papierfarbe und der Farbasorption.

Und wie bekomme ich jetzt Profile für meine Hardware?

Einige Profile sind "generisch" und stammen vom Hersteller. Diese Profile stammen aus Meßstichproben der Hersteller. Immer mehr Hersteller gehen dazu über, diese Dateien zusammen mit der Software auszuliefern, die dem Gerät beiliegt. Obwohl diese Profile "von der Stange" selten genau sind, stellen sie doch einen guten Ausgangspunkt dar. Besuchen Sie die Website des Herstellers und schauen sie nach, ob es ein Profil für Ihr Gerät gibt. Eine andere Sorte "generischer" Profile sind standardisierte Druckprofile. Es handelt sich dabei um CMYK-Profile der Druckindustrie wie SWOP, FOGRA, ECI und anderen Standardisierungsgremien im Druckbereich.

Linux-Farbwerkzeuge

Monitor-Gamma: Gamma, um es einmal stark vereinfacht auszudrücken, ist ein Wert, der die Helligkeit der Grauwerte darstellt. Ein korrekt eingestellter Gammwert ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer guten Farbbalance, bevor man versucht ein genaues Profil anzulegen. Das Programm LProf ist gut dazu geeignet, Ihnen bei den korrekten Einstellungen zu helfen

Die nächste Stufe der Präzision ist ein von Ihnen selbst mit Hilfe einer Kalibrierungssoftware wie LProf erstelltes Profil. Hier finden Sie weitere Einzelheiten zur Monitorkalibrierung Interessanterweise war ein auf diese Weise erstelltes Profil einem anderen, das mit teurer Kalibrierungssoft- und -hardware unter Windows 200 erstellt wurde, sehr ähnlich.

Am genauesten läßt sich ein Monitorprofil mit einem Kalibrierungsgerät anlegen. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um eine besondere Kamera, die Farbe mißt. Ein Programm sendet dabei bestimmte Referenzfarben an den Monitor, die dann vom Kalibrierungsgerät gelesen werden und das dann ein Profil erstellt. Es gibt noch keine Linux-Treiber für die verbreiteten Spider oder Kolorimeter, aber sobald die entsprechenden Treiber geschrieben sind, kann das Kalibrierungsprogramm diese Geräte verwenden. Anwender, die mit einem Kolorimeter Profile unter Windows angelegt haben, können probieren, diese zu verwenden, vorausgesetzt, die Monitoreinstellungen sind dieselben und der Linux-Treiber ändert die Farbwerte Ihres Monitors nicht sehr stark. Es ist immerhin einen Versuch wert!. Meine mit einem Kolorimeter erzeugten Profile funktionieren sehr gut mit Scribus. Wenn das Farbmanagement aktiviert ist, sehen die Farben fast genauso aus wie in Photoshop 6 – eine nicht eben geringe Leistung von Scribus und littlecms!

Farbmanagement-Einstellungen in Scribus

Systemprofile: Hier sehen Sie die auf Ihrem System verfügbaren Profile. Damit Scribus Profile verwenden kann, müssen sie nach

$prefix/share/Scribus/profiles
verschoben werden. Sie können sie aber auch in irgendein Verzeichnis kopieren und dieses in Scribus in den Programmeinstellungen mitteilen. Farbprofile – *.icm und *.icc – funktionieren plattformübergreifend, weswegen Profile, die unter Windows oder Mac OS erstellt wurden, mit Hilfe von littlecms auch unter Linux verwendet werden können. Ich empfehle dringend, die Adobe-Profile herunterzuladen, wenn Sie plattformübergreifend im kommerziellen Druck arbeiten, denn die meisten gut eingerichteten DTP-Workstations und die meisten Druckereien können mit diesen Profilen umgehen. Die Adresse finden Sie auf der Link-Seite.

Optionen des Farbmanagements

Die Abbildung oben ist ein guter Ausgangspunkt, um zu erklären, welche Rolle littlecms in Scribus spielt. In diesem Fall wurden die Bilder im Dokument mit einer Digitalkamera der mittleren Preisklasse aufgenommen. Die Kamera stellt die Farbbalance automatisch ein und paßt die Ausgabe für den sRGB-Farbraum an. Darum ist es sinnvoll, die Einstellung bei sRGB zu belassen. Wären die Bilder eingescannt worden, hätte man ein Profil verwenden müssen, das für den Scanner angelegt wurde.

Füllfarben können im RGB- (Rot, Grün, Blau) oder CMYK-Farbmodell (Cyan, Magenta, Gelb and K, also Schwarz – diese vier Farben beschreiben die Tinten, die im Offsetdruck oder in Farbdruckern verwendet werden) angegeben werden. In unserem Fall verwenden wir ein paar einfache RGB-Farben, die wir später einem "Soft-Proof" im CMYK-Farbraum des Druckers unterziehen. Im gewählten Beispiel handelt es sich um den Druckprozeß US SWOP auf gestrichenem Papier, um brillante Farben zu gewährleisten.

Es ist sinnvoll, Ihren Geräteprofilen einen aussagekräftigen Namen zu geben. Das D226500mon.icm-Monitorprofil ist beispielsweise mit Lprof erstellt worden. Der Gammawert ist 2,2, die Farbtemperatur 6500 k, und D steht für Tageslicht (daylight). Auch das Umgebungslicht beeinflußt Ihre Farbwahrnehmung, machmal sogar ganz erheblich, je nach der Lichtquelle. Der Name "Sony 17" entstand als Beschreibung, als das Monitorprofil mit Hilfe von Qmonitorprofiler aus dem littlecms-Paket angelegt wurde.

Farbmanagement aktivieren aktiviert das Farbmanagement für das ganze Dokument. Scribus speichert diese Einstellung zusammen mit dem Dokument. Wenn Sie ein Dokument mit aktivem Farbmanagement speichern und schließen, dauert das Öffnen etwas länger, denn Scribus muß nicht nur die Datei öffnen, sondern auch noch littlecms die Profile lesen und zwischen den Farbräumen konvertieren lassen. Farbumwandlungen erfordern mehrfache Gleitkomma-Operationen, haben Sie also etwas Geduld. Littlecms war bisher ausgesprochen stabil und enthielt nur ein paar kleinere Fehler beim Umgang mit Profilen. Es gibt die Möglichkeit, die Druckerfarbe am Bildschirm zu simulieren. Farben außerhalb des Farbbereichs markieren zeigt alle Farben, die nicht gedruckt werden können, weil sie außerhalb des Gamut liegen, in einer Warnfarbe an. Derart markierte Farben sehen im Druck meist dunkler oder heller aus oder die Farbe ändert sich ganz. Die letzte Option, Tiefenkompensierung benutzen, ermöglicht es, Schatten in Farbbildern darzustellen. Sie müssen ein wenig experimentieren, ob diese Einstellung die Qualität verbessert.